Weltruhm statt Wirtschaftskrise

BORJA, EIN ANZIEHUNGSPUNKT FÜR KULTURELL INTERESSIERTE…

Einer 80-jährigen Dame gelang, wovon Tourismus-Zentralen und Reiseveranstalter träumen: Mit ihrer Rettungs-Aktion für ein Jesus-Bild lockte sie unzählige Menschen in eine kleine 5000-Seelen-Gemeinde im Nordosten Spaniens. Tausende Besucher reisen nach Borja, um sich in der Kirche mit dem Bild fotografieren zu lassen.

BORJA – WELTRUHM STATT WIRTSCHAFTSKRISE

Borja gehört zur Provinz Saragossa und kann getrost als kleines, verschlafenes Nest bezeichnet werden. Doch das mit der Ruhe hat sich erst einmal erledigt, dem Städtchen in Spaniens Nordosten rennen Besucher im wahrsten Sinn des Wortes die Kirche ein. Diesen Hype hat eine Rentnerin verursacht. Doch beginnen wir am Anfang: Wie in jeder spanischen Ortschaft steht auch in Borja eine Kirche. Vor ziemlich genau 102 Jahren malte ein lokaler Künstler mit dem klingenden Namen Elias García Martínez ein Bild mit dem noch klingenderen Namen „Ecce Homo“ als Wandbild in die Kirche Santuario de Misericordia.

Nun kommt ein Zahn ins Spiel, nämlich der Zahn der Zeit und dieser zeigt sich dafür verantwortlich, dass das Bild heute nicht mehr ganz so schön anzusehen war wie einst. Die 80-jährige Rentnerin Cecilia Giménez mochte das Elend nicht mehr mit ansehen und griff selbst zum Pinsel. Laut ihren eigenen Aussagen konnte sie es einfach nicht mehr ertragen, wie das Bild immer mehr verfiel und schritt zur Tat. Wir wollen es kurz machen – das Bild ist völlig zerstört, zumindest aus künstlerischer Sicht, denn mit dem Original hat es nicht mehr viel gemein.

DIE KONTROVERSE UM CECILIA GIMÉNEZ

Es gibt nun zwei Lager, die das Tun der Frau Cecilia Giménez beurteilen: Die einen raufen sich die Haare angesichts der Zerstörung, doch die anderen nehmen die selbsternannte Hobby-Restauratorin in Schutz. Immerhin hat sie in bester Absicht gehandelt, das steht völlig außer Frage. Wie sich herausstellte, wusste der Pfarrer und etliche Besucher von den Vorgängen in dem Gotteshaus Bescheid. Übrigens verteidigt die Rentnerin das katastrophale Ergebnis ihrer „Kunst“ damit, dass sie noch nicht fertig sei mit ihrer Arbeit…

Was uns gefällt, ist das Engagement der älteren Dame. Auch wenn es ihr vielleicht ein klein wenig an der realistischen Einschätzung ihres Könnens mangelt, sie wollte Gutes tun. Und mittlerweile unterzeichneten jüngst 18.000 Menschen eine Online-Petition, das Gemälde in diesem Zustand zu belassen. Auf der spanischen facebook-Seite „Señoras que restauran Cristos de Borja“, was so viel heißt wie: Damen, die den Christus von Borja restaurierten“, haben sich über 47.000 „Fans“ geoutet, das will was heißen…

EIN LICHTBLICK FÜR BORJA

Noch eine kleine Kuriosität zum Schluss: Eine Enkelin des Malers hat einen beträchtlichen Geldbetrag dem örtlichen Zentrum zur Erhaltung von Kunstwerken gespendet. Mit diesen Mitteln wäre das Gemälde in Kürze restauriert worden. Allerdings hätte Borja dann zwar ein ordentlich restauriertes Gemälde gehabt, aber wen hätte es interessiert, da draußen in der großen, weiten Welt?

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