Stierkämpfe, ein tödliches, traditionelles Kulturerbe

 

Uns ist bewusst, dass dieses Thema auf ganz unterschiedliche Meinungen trifft. Trotzdem möchten wir es aufgreifen, denn es gehört zur spanischen Kultur. Wir persönlich sind Gegner dieser traditionellen Kämpfe, werden aber versuchen neutral zu bleiben, auch wenn es uns ein bisserl schwerfällt.

Kampfstiere gehören einer uralten Rasse an, die es heute nur noch in Spanien gibt. Die Kämpfe selbst stammen aus einer Zeit, in der in keltisch iberischen Tempeln Zeremonien hierzu abgehalten wurden. Das hatte noch nichts mit den späteren Stierkämpfen zu tun. Hier ging es um religiöse Rituale, in denen der Stier zu Ehren der göttlichen Gerechtigkeit geopfert wurde. Die späteren gefeierten Stierkämpfe, mit großem Spektakel, gehen auf den Einfluss der Römer und Griechen zurück. Unter Francisco Romero wurde 1749 die erste Stierkampfarena gebaut. Er war es auch, der die heutige Art des Stierkampfes entwickelte. 1796 wurden die ersten Regeln niedergeschrieben. Diese Regeln gelten im Wesentlichen noch heute. 1830 dann wurde in Sevilla die erste Stierkampfschule gegründet.

 

Zuchtbetriebe für Kampfstiere

Die Stierkämpfe haben in Spanien auch eine große wirtschaftliche Bedeutung. Vor allem in Castilla-León, Extremadura und Andalusien vereinen sich die großen Zuchtbetriebe zu einem Verband und erwirtschaften etwa 1,5 Milliarden Euro pro Jahr. In Madrid steht die größte Stierkampfarena, die Plaza Las Ventas. Allein diese Arena zahlt pro Jahr etwa 5 Millionen Euro Konzessionsgebühr an die Stadt. Bei einem Stierkampf werden 6 Stiere verwendet, für diese werden bis zu 150.000 Euro gezahlt. Tausende von Arbeitskräften finden in Zuchtbetrieben und Arenen ihren Broterwerb. Und nicht zu vergessen die vielen Toreros.

 

Es steht ein Verbot für die Stierkämpfe in Aussicht

Auch in unserem Spanien hat ein Umdenken stattgefunden. Viele unserer Landsleute sind aus Tierschutzgründen gegen die Stierkämpfe. Natürlich gibt es auf der anderen Seite auch viele Befürworter. Dennoch haben die Stierkämpfe nicht mehr den früheren hohen Stellenwert in der Gesellschaft. Die Arenen sind nicht mehr so gut besucht, ja oftmals bleiben sie sogar leer.  Seit 2006 überträgt das staatliche Fernsehen schon keine Kämpfe mehr. Barcelona hatte sich zuerst zur stierkampffreien Zone erklärt, inzwischen sind die Kämpfe in ganz Katalonien verboten. Vor allem junge Menschen wollen mit den Kämpfen nichts zu tun haben.

Andalusien ist wohl eine der stierkampffanatischsten Regionen, selbst hier ist die Besucherzahl um 50% zurückgegangen. Einige Arenenbetreiber begrüßen mittlerweile die Verbote, so können sie auf finanzielle Entschädigung hoffen. Einige spanische Organisationen haben schon erste Schritte unternommen die Kämpfe komplett zu verbieten, doch das ist Zukunftsmusik.

 

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